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April 2025: Ärger beim Sulinger DRK: Entsorgung statt Spende

Die Sulinger DRK-Aktiven sind verärgert über die ständigen Müllansammlungen vor der Tür des DRK-Hauses.

Jedes Kleidungsstück wird einzeln begutachtet, bevor es in den Verkauf kommt, wie hier von Angela Buscher, Anna Allert und Ingrid Helling (von links). Foto: Harald Bartels.

Ein Briefkasten, ein Plüschtier, eine zerbrochene Fliese – aber nichts, was für den DRK-Shop geeignet wäre. Foto: DRK Sulingen.

Kartons und Säcke voller Kleidung, die sich nicht mehr verkaufen lässt, werden vor die Tür gestellt. Foto: DRK Sulingen.

Sulingen – Am Ostersonntag freuten sich viele Menschen über ihre Funde. Angela Buscher, stellvertretende Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Sulingen, freute sich, dass sie nichts fand. Die Rede ist von Säcken und Kartons, die sie nach einem Wochenende oft vor den Eingängen des DRK-Hauses an der Südstraße entdeckt.

„Man denkt sich oft, dass man montags gar nicht kommen mag“, sagt Buscher, denn zum Wochenbeginn sei es am schlimmsten. Zwar sei der Ortsverein für seinen Shop „Kaufen & Helfen“ angewiesen auf Kleiderspenden für den Verkauf, doch das, was nicht persönlich abgegeben, sondern außerhalb der Öffnungszeiten vor der Tür abgestellt wird, eigne sich kaum für den Verkauf. Angenommen würden nur Kleidungsstücke, die sauber und heile sind. „Wir achten auch darauf, dass die Sachen Saison haben, weil wir kaum Lagermöglichkeiten haben“, erläutert Angela Buscher, „und jetzt kauft keiner mehr eine Winterjacke.“ Auch einigermaßen zeitgemäß sollten die Stücke sein: Vielfach brächten Hinterbliebene die Kleidung von Oma oder Opa, aber das lasse sich nicht verkaufen, denn gefragt im Shop sei ein Sortiment von Kindergrößen bis zu Artikeln für Erwachsene mittleren Alters. „Vor Corona kamen auch viele Ältere, aber das ist vorbei“, bedauert Angela Buscher.

Bei der persönlichen Abgabe während der Öffnungszeiten (montags bis freitags 10 bis 13 Uhr sowie montags bis donnerstags auch 14 bis 18 Uhr) teile man den Spendern mit, ob die Gaben angenommen werden können, aber „oft ist es so, dass wir morgens die Leute mit den Sachen wegschicken, weil sie nicht zu gebrauchen sind, und abends werden sie uns dann vor die Tür gestellt.“ Seit Jahresbeginn habe sich die Situation noch verschlimmert, nachdem eine Gesetzesänderung in Kraft getreten war, wonach Alttextilien vorrangig in Altkleidercontainern entsorgt werden sollen (siehe Infokasten). Zudem würden auch die Altkleidercontainer in Sulingen nicht mehr geleert, seit das dafür zuständige Unternehmen insolvent sei. Seither finde sich unter den Säcken („Von zehn Säcken ist meist nur einer zu gebrauchen“) nicht nur nicht mehr verkaufbare, sondern gar nicht erst tragbare Kleidung – oder anders gesagt: Abfall. Und das buchstäblich: Wie Angela Buscher mit einem Foto beweist, landete kürzlich ein Karton vor der Tür, der unter anderem einen Briefkasten, eine Astschere, Plüschtiere und Gurkengläser („Die Gläser waren noch nicht mal ausgespült“) enthielt, aber kein einziges Kleidungsstück. „Wir sind zwar eine Wegwerfgesellschaft“, stellt Angela Buscher fest, „aber den Müll der anderen brauchen wir auch nicht.“

Dabei schade dieses Vorgehen dem DRK-Ortsverein gleich mehrfach: Für die nicht verkaufbaren Artikel erhalte man kein Geld („Der Altkleidermarkt ist tot“), man müsse die Entsorgung bezahlen und den Müll selbst zum Wertstoffhof bringen. Das, was nicht verkauft werden könne, lege man auch nicht mehr für Litauen zurück, weil nicht klar sei, ob es noch Hilfstransporte nach Klaipeda geben wird. Zudem belaste das die Helfer: „Ich bin glücklich, dass unsere Ehrenamtlichen immer noch kommen. Manchmal gehen sie erstmal rückwärts wieder raus, wenn sie das sehen.“ Langfristig könne die illegale Müllentsorgung sogar die Existenz des Shops mit seinen vier Mitarbeitern gefährden. Das wolle man verhindern, bekräftigt Angela Buscher. „Die Kunden sind glücklich, dass es uns gibt: Schöne Sachen für kleines Geld zwischen einem und 15 Euro – hier kauft jeder ein.“

Die Verunsicherung ist der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) bekannt: „Das Thema Altkleiderentsorgung hat zu Beginn des Jahres tatsächlich für Verwirrung gesorgt bei einigen Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises“, bestätigt Dominik Albrecht, PR-Referent der AWG. Deswegen habe man auf der Opens external link in new windoweigenen Internetseite einen Text zur Erläuterung veröffentlicht. „Im Kern lässt sich zusammenfassen, dass sich hinsichtlich der Entsorgungswege nichts geändert hat für den Landkreis Diepholz.“ In den Altkleidercontainer gehörten gut erhaltene und noch nutzbare Kleidungsstücke. Stark zerschlissene und verdreckte Kleidung, die nicht mehr nutzbar ist, gehöre weiterhin in den Restabfall. „Hierüber können einzelne Kleidungsstücke ohne extra Kosten entsorgt werden. Bei größeren Mengen führt der Weg – wie bei anderen Abfällen auch – bei Bedarf aber eben über unsere Wertstoffhöfe.“

Aus der Sulinger Kreiszeitung vom 26.04.2025 (Hier online abrufbar: Opens external link in new windowLink)

2. Mai 2025 23:10 Uhr. Alter: 11 Tage